Sammlung
Entstehung
- Manufaktur: Claudius Innocentius Du Paquier, Wien, um 1730
Maßangaben
- Länge: 17.6 cm
- Breite: 14 cm
- Höhe: 11.4 cm
- Gewicht: 398 g
Inventarnummer
- KE 6091-2
Provenienz
- Ankauf, 1910-03-24
Abteilung
- Glas und Keramik
Beschreibung
-
Deckeldose in Form einer Schildkröte, Anaturalistisch gebildete Schildkröte mit sitzendem Chinesen auf dem Rücken. Der Panzer als Deckel abnehmbar und mit Schildpatt imitierender Bemalung, der Kopf und die Füße mit goldgehöhten Farben konturiert. Der Unterteil zur Schale gebildet und mit buntem Schuppenmuster auf dem Rand und „deutschen" Streublumen im Fond. Wohl nach dem Meißner Modell einer „Butterbüchse" von 1727. (Neuwirth, Waltraud)
Die ursprüngliche Inspiration zu dieser Form kommt von einem japanischen Vorbild des 17. Jahrhunderts, eines „Unsterblichen“, der auf einer Meeresschildkröte zur Insel der Seligen reitet. Die europäische Variante der Schildkröte ist zu einer Butterbüchse geworden. Die bunte Bemalung des Deckels imitiert Schildplatt; im Dosenfond finden sich Deutsche Streublumen. Sehr ähnliche Schildkrötendosen ohne Reiter wurden in Meißen im Jahr 1725 und 1727 für August den Starken hergestellt, die Modelle werden Georg Fritzsche zugeordnet. (Sturm-Bednarczyk, 1994)
Tierfiguren aus Wiener Porzellan sind selten. Die Dose kopiert bis ins Detail ein Meißener Modell, das Georg Fritzsche zwischen 1725 und 1727 im Auftrag Augusts des Starken als „Butterbüchse“ schuf. In Wien bekrönt sie die Figur eines Pagoden, er ebenfalls aus Meißen stammt, dort aber andere Gefäße schmückt. Dem naturalistischen Modell entspricht im Gegensatz zu den frühen unbemalten oder goldstaffierten Meißener Exemplaren in Wien die malerische Behandlung von Panzer und Unterseite. Dabei scheint die farbige, fast abstrakte Bemalung weniger die Natur als die schillernde Lüstermalerei Meißens zu reflektieren (siehe Röbbig 1996, S. 7). Das Innere des Unterteils zieren Indianische Streublumen; die Auflageflächen der Dose für den (restaurierten) Deckel sind mit einem Schuppenmuster und einer Rosettenbordüre bemalt. Zwei Schildkröten, eine mit Deckel, die andere bunt bemalt und auf einem Untersatz, sind in der Lotterienliste von 1746 zum Preis von 8 bzw. 16 Gulden und 30 Kreuzern angeführt. (JL, Melinda and Paul Sullivan Foundation for Decorative Arts)
Letzte Aktualisierung
- 06.12.2024