Das MAK Geymüllerschlössel
Album kuratiert von: Sammlungkurator*innen
Das Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf ist samt Gartenanlage und Innenausstattung mit Möbeln, Bildern und Uhren des Empire und Biedermeiers aus der Sammlung des MAK heute einer der wenigen Orte in Österreich, an denen sich ein originalgetreuer Einblick in die Vielfalt biedermeierlicher Ausstattungskunst bietet. Mit den im Garten präsentierten zeitgenössische Kunstpositionen bildet die Anlage ein Ensemble, in dem Natur und Kunst, aber auch historische und zeitgenössische Positionen in Dialog treten.
Friedrich Johann Gottlieb Lieder, Porträt des Freyherr J. Jacob von Geymüller, 1828, MAK Inv.nr. KI 23656
Das Geymüllerschlössel wurde nach 1808 für den Bankier Johann Jakob Geymüller (1760-1834) als „Sommergebäude“ erbaut. In seiner Architektursprache zeigt das Gebäude selbst die am Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem für Lustgebäude übliche Mischung von gotischen, indischen und arabischen Stilelementen. Der Name des Architekten ist bis heute unbekannt. Das Anwesen blieb bis 1842 im Besitz der Familie Geymüller, bevor es mehrfach den Besitzer wechselte. 1888 erwarb der Textilfabrikant Isidor Mautner (1852-1930) das Schlössel für seine Ehefrau Jenny (1856-1938) und entwickelte es zu einem wichtigen Treffpunkt der Wiener Gesellschaft, mit rauschenden Festen und Musik- und Theateraufführungen. Das Who-is-Who der Wiener Kunstwelt um 1900 gingen hier ein und aus.
Innenansicht © MAK/Mika K. Wisskirchen
1929 musste das Gebäude an die Oesterreichische Nationalbank verpfändet werden. Nach dem „Anschluss“ 1938 verloren Mautners jüdische Erben ihre Bürgerrechte und flohen vor den Verfolgungen des NS-Regimes. Die Hypothek ging auf die Deutsche Reichsbank über, die das Gebäude 1944 übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Eigentum an die Oesterreichische Nationalbank übertragen, die das Schlössel 1948 an die Republik Österreich verkaufte. Seit 1965 ist es eine Außenstelle des MAK.
(Kathrin Pokorny-Nagel, 2025)