- 14.10.1993
- MAK – Museum für angewandte Kunst , Wien
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https://sammlung.mak.at/de/exhibition/mak-schausammlung-barock-rokoko-klassizismus_93
- 26.09.2024
Die Möbelkunst des 18. Jahrhunderts ist in den Sammlungen des MAK durch hervorragende Beispiele vertreten. Schwerpunkte bilden dabei Möbel aus dem österreichischen und deutschen Kulturkreis. Sie geben Zeugnis über die im Zuge des 18. Jahrhunderts stattfindende enorme typologische, handwerkliche und formale Weiterentwicklung. Der noch aus dem 17. Jahrhundert stammende Typ des Kabinettschranks wird als Repräsentationsmöbel durch den Schreibschrank ersetzt, dessen süddeutsche Ausformung als „Tabernakelschrank" bekannt ist. In Frankreich entsteht die Kommode als neues Behältnismöbel im Wohnbereich, womit auf die Entwicklung in Richtung mehr Privatheit und Bequemlichkeit reagiert wird. Als Schreibmöbel entstehen u. a. der Schreibtisch und das Zylinderbüro. Die Oberflächengestaltung der Möbel wird noch vielfältiger und entsprechend den neuen Bedürfnissen und Moden eingesetzt (Holz- und Boullemarketerie, Lack, Porzellan, u. a.). Die Innenraumgestaltung selbst erfährt eine weitere Vereinheitlichung in ihrer wandfesten und mobilen Ausstattung. Dabei gehen die Möbel eine dekorative und oft sogar strukturelle Einheit mit dem Raum ein. Das Porzellanzimmer aus dem Brünner Palais Dubsky ist nicht nur dafür, sondern auch für die ab 1719 in Wien einsetzende Porzellanproduktion ein sprechendes Dokument. / Christian Witt-Dörring, Kurator (zur Zeit der Neuaufstellung Kustode der MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten) Künstlerische Intervention Donald Judd Ich hatte Zweifel an der Idee, Künstler Installationen aus Objekten früherer Zeiten machen zu lassen; ich habe immer noch Zweifel. Dies sollte die Aufgabe der für die Objekte verantwortlichen Kuratoren sein, trotz meiner kontinuierlichen Kritik an der im allgemeinen künstlichen Art, in der Objekte installiert werden. Künstler mit diesen Installationen zu beauftragen, ist wahrscheinlich ein Weg, mit fragwürdigen Installationen fortzufahren. Ich akzeptierte das Problem aus Wohlwollen dem Museum gegenüber und unter der Voraussetzung, dass ich der Beurteilung des verantwortlichen Kurators, Christian Witt-Dörring, nicht widersprechen würde. Ich glaube, wir haben unser Bestes getan. Die Voraussetzung des Museums, die unabänderbare Bedingung für die Installation, war, dass das Dubsky-Zimmer, ursprünglich ein Raum in einem Palais, innerhalb eines viel größeren Museumssaales rekonstruiert werden musste. Mir wurde gesagt, es gäbe keine Alternative. Der Raum konnte entweder in einer der Ecken des Saales neu aufgebaut werden, dies hätte einen ungünstigen rechten Winkel für die restlichen Möbel gelassen; oder man konnte ihn in die Mitte des Saales stellen, damit einen symmetrischen Raum freilassen, um möglicherweise den guten Einfall eines Raumes innerhalb eines Raumes zu etablieren. Ich bat darum, so vorzugehen. Das Dubsky-Zimmer ist zu groß und seine Positionierung problematisch, dennoch war die Entscheidung richtig, es in die Mitte zu platzieren. Dieses Zimmer und der Großteil der anderen Möbel wurden im 18. Jahrhundert für den Adel angefertigt. Der Prunk des Raumes ist ambivalent und deshalb exzessiv. Er ist unbehaglich; Chardin ist es nicht. Heute sind Architektur und die Mehrzahl der Installationen unbehaglich. Warum ist Chardin einfach, stark und „behagt" uns? Die einzelnen Möbelstücke wurden symmetrisch aufgestellt, meistens in Paaren, einander gegenüber. Ein rechteckiger Raum lässt normalerweise nichts anderes zu. Die Positionen der Möbel wurden auch in Bezug auf Größe, Farbe und Art sorgfältig entschieden. Ich bat darum, dass man einen Teil des Stucks von unterhalb der Saaldecke wiederholt und rund um die Außenseite des Dubsky-Zimmers anbringt, um den Raum des 18. Jahrhunderts, der im 19. Jahrhundert entstand, besser integrieren zu können und um die exzessive Beliebigkeit der Außenseite zu reduzieren. Dies ist ein kleines, unbehagliches Zimmer, unbehaglich in einen großen, doppelt unbehaglichen Raum gestellt. Ich denke, es sollte im Keller sein. Aber Witt-Dörring und ich haben – ohne Behagen – unser Bestes getan. / Donald Judd
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