Titel
- Tischblatt
Sammlung
Entstehung
- Ausführung: Anonym, Südchina, 4. Viertel 16. Jahrhundert
Epoche | Dynastie | Stil
Material | Technik
-
Argelimholz lackiert und vergoldet,
-
Scharniere aus Messing
Maßangaben
- Länge: 121 cm
- Breite: 96.6 cm
Inventarnummer
- LA 280
Provenienz
- Übernahme, 1995
Abteilung
- Asien
Beschreibung
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Der Typus des selten erhaltenen Klapptisches mit separatem Klappgestell (fehlt) ist charakteristisch funktionell, entsprechend dem teuren Stauraum der Schiffe, die der Expansion Portugals dienten. Heute gibt es nur noch wenige Exemplare. Archivalien belegen aber, dass ähnliche Tische als fürstliche Geschenke in Europa kursierten.
Die Tischplatte im MAK befand sich in der Bibliothek Erzherzog Ferdinand II. auf Schloss Ambras. In seinem Nachlassinventar von 1596 (fol. 637r.) heißt es dazu:
„Ain Indianisch tischbladt vom cardinal.“ Die seltene Herkunftsbezeichnung weist auf Kardinal Albrecht, Erzherzog von Österreich, der die Platte als Vizekönig von Portugal (1583–1593) nach Innsbruck geschickt haben könnte, für die Entsendung des „deutschen Heeres“ nach Spanien dankend, die die Nachfolge Philipp II. in Portugal durchzusetzen sollte.
Als Entstehungsort wurde in der früheren Forschung ein portugiesischer Stützpunkt zwischen Cochin und den Ryû-Kyû-Inseln vermutet. Nach neueren Erkenntnissen durch Materialanalyse ist es wahrscheinlich, dass die Lackierung im Südchina gemacht wurde. Formale Kriterien erschweren die Bestimmung des extrem hybriden Objekts, da in dieser Region indische, chinesische, südostasiatische und europäische Künstler sowie deren Auftraggeber ihre Ideen vermischten. Die wohl sicher indische und sehr qualitätvolle Lackarbeit muss nicht am selben Ort wie die Holzarbeit entstanden sein. Die Ornamente zeigen Europäisches wie Chinesisches. Die Darstellung von Weinreben, von beachtlichem Einfluss auf japanische Nanbanornamentik, und von Tieren mit einer auffallend platzierten Schlange deuten auf die Ikonographie des „Weltfriedens“ nach Jesaia oder der Apostelgeschichte oder Vergils. Die neutestamentarischen Textstellen nehmen auf die Konversion Bezug, besonders vom Judentum zum Christentum. Sie wurden im Zusammenhang mit der Mission und dem portugiesischen Messianismus heftig diskutiert. Die große Bedeutung der Neu-Christen, von der Inquisition belauerte Nachkommen der zwangskonvertierten Juden, unter welchen man viele Krypto-Juden vermutete, bildet die historisch-soziale Folie dieser Ikonographie. Viele Jesuiten der Frühzeit waren Neu-Christen.
Letzte Aktualisierung
- 21.01.2025