Wien 1900 in der MAK Sammlung Online
Ein Herzstück der Sammlung und Kernkompetenz des MAK ist das Wiener Design und Kunstgewerbe der Zeit um 1900. Bis zur Eröffnung der neu aufgestellten Schausammlung Wien 1900 (Anfang 2026) sind diese Bestände zwar physisch nicht zugänglich, können aber auf digitalem Wege betrachtet werden.
Die Situation in Wien um 1900 bot zwei Wege in die Moderne, deren Zukunftsfähigkeit erst nach dem Ersten Weltkrieg entschieden wurde. Diese Entwicklung führte von der Überwindung des Historismus ab etwa 1890 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938, die das Ende einer eigenständigen Wiener Formensprache bedeutete. Sie verlief nicht geradlinig, sondern war von Rückgriffen auf frühere Traditionen und Vorgriffe auf spätere Bewegungen geprägt. Entgegen der späteren Darstellung als radikaler Bruch beruhte die Wiener Moderne wesentlich auf dem Weiterführen kultureller und formaler Kontinuitäten. Internationale Inspirationsquellen und Gegenbewegungen spielten auch eine wichtige Rolle.
Zentrales Thema der Moderne war die Frage nach dem individuellen Ausdruck. Während die Secession, die Wiener Kunstgewerbeschule und die Wiener Werkstätte diesen über kunstvoll gestaltete Alltagsgegenstände verwirklichten, setzte Adolf Loos auf den Weg der individuellen Emanzipation ohne dekoratives Ornament. Diese gegensätzlichen Wiener Positionen spiegelten eine internationale Entwicklung wider.
Identität – ob national, bürgerlich, weiblich oder proletarisch – war zunächst treibende Kraft. Nach dem Ersten Weltkrieg führte das Erstarken demokratischer Ideen zu einer Neubewertung: Individuelle Bedürfnisse und soziale Verantwortung bestimmten zunehmend die Gestaltung. Künstlerisches Schaffen verlagerte sich vom repräsentativen Bereich stärker in industriell gefertigte, standardisierte Produkte, die Eingang in den Alltag einer breiteren bürgerlichen Gesellschaft fanden.
Der Konzeption der bisherigen MAK Schausammlung Wien 1900 (2013–2025) entsprechend, werden hier ausgewählte Objekte in drei Alben, die chronologisch aufeinander aufbauen, präsentiert: