1 / 32
Titel
- Kunstschrank
Sammlung
Entstehung
- Ausführung: Kintzing Peter, Neuwied (am Rhein), 1775 - 1776
- Entwurf: David Roentgen, Neuwied (am Rhein), 1775 - 1776
- Ausführung: David Roentgen, Neuwied (am Rhein), 1775 - 1776
Material | Technik
- Riegelahornholz
- , furniert auf Eichen- und Kiefernholz
- , braun gebeizt; Marketerie aus Rosenholz und anderen Hölzern; Bronze
- , vergoldet
Maßangaben
- Höhe: 320 cm
- Breite: 112 cm
- Tiefe: 83 cm
Inventarnummer
- H 269
Provenienz
- Übernahme, 1871
Abteilung
- Möbel und Holzarbeiten
Assoziierte Objekte
- Fotografie, Fotografie eines Schreibsekretärs mit Intarsien von David Roentgen von ca. 1780
- Fotografie, Fotografie eines Schrankes mit Intarsien von David Roentgen um 1780
- Fotografie, Fotografie eines Schrankes mit Intarsien von David Roentgen um 1780
- Fotografie, Fotografie der Neuaufstellung des Saales III nach 1911 im k. k. Österr. Museum
Signatur | Marke
- Signatur (mittig links) : 4(=d.)R
- Signatur (Oberkante) : Kintzing à Neuwied
Beschreibung
-
David Roentgens Kunst- und Kabinettschrank zählt zu den historisch bedeutendsten Exponaten der MAK-Sammlung. Er wurde in der Werkstatt der Roentgens in Neuwied am Rhein angefertigt und um 1776 an den österreichischen Statthalter der Niederlande, Prinz Karl Alexander von Lothringen, verkauft. Als letzter Statthalter der Österreichischen Niederlande übersiedelte Erzherzog Karl den Kunstschrank 1794 aus dem königlichen Palais in Brüssel nach Wien und schenkte ihn 1823 mit den vier anderen heute im MAK befindlichen Arbeiten Roentgens – den beiden großen Marketeriebildern (H 267 & H 268) und zwei Spieltischen (H 270 & H 271) – dem Wiener Polytechnikum. 1872 wurden diese Werke schließlich in das MAK – damals das k.k. Museum für Kunst und Industrie – übernommen, wo sie heute zu den wertvollsten Beständen der Möbelsammlung zählen. Hinsichtlich der Marketerie und der Mechanik markiert der über drei Meter hohe und von einer vergoldeten Apollonfigur bekrönte Kunst- und Kabinettschrank einen Höhepunkt europäischer Kunsttischlerei – lediglich zwei weitere Varianten wurden in der Werkstatt Roentgens für andere europäische Herrscher angefertigt. An der Oberfläche zeigt das mit feiner Holzmarketerie bekleidete Möbel Motive aus Kunst, Wissenschaft und Handel: Roentgen und seine Werkstatt waren dafür bekannt, mit verschiedenen seltenen Hölzern – darunter Riegelahorn, Rosen- und Myrtenholz – sowie mit gefärbten Holzsorten Malerei zu imitieren. Auch die Konstruktion des komplexen Automatenmöbels kann als technische und künstlerische Spitzenleistungen gelten: David Roentgen war bereits zu Lebzeiten eine Legende der Kunstschreinerei; seine Luxusmöbel versah er mit hochkomplexen mechanischen Inneneinrichtungen. Beim Kunstschrank des MAK lassen sich per Knopfdruck etwa automatisch ein Lesepult ausfahren sowie ein Münzschrank, der mit einem Flötenspielwerk verbunden ist, das beim Öffnen zu spielen beginnt – ein eleganter und wohlklingender Sicherheitsmechanismus. Dieser integrierte Musikautomat mit seinem Walzenspielwerk mit vier Melodien für ein aus 40 Holzflöten bestehendes Orgel-Instrument beziehungsweise eine Zymbal (ein zitherähnliches Saiteninstrument) stellt gleichsam das Herzstück des Schraks dar. Für das Spielwerk ebenso wie für das Uhrwerk war der ebenfalls in Neuwied ansässige Mechaniker Peter Kinzing zuständig, mit dem Roentgen bei solch komplizierten Projekten meist zusammenarbeitete. (Sebastian Hackenschmidt)
Mehr dazu:
Letzte Aktualisierung
- 19.11.2024